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Orgeltagebuch

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1. Schritt

Im Februar 2010 erläutert der Magdeburger Orgelsachverständige Herr Martin Günther dem Gemeindekirchenrat die Möglichkeit, die 3. größte noch erhaltene Röver-Orgel im Rahmen einer Schenkung von Halberstadt nach Calbe zu holen.

Das „große Staunen“ über dieses Angebot wurde kurz darauf von Diskussionen über das Für und Wider abgelöst.

Warum kam Herr Günther gerade auf die St. Stephani Kirche in Calbe?

Die Antwort liegt in der Vergangenheit, die viele von uns allenfalls vom Hören- Sagen kennen!

In der St. Stephani Kirche befand sich bis Ende 1963 eine annähernd gleichgroße Röver-Orgel! Diese wurde mit der gesamten Innenausstattung (aus heutiger Sicht nicht nachvollziehbar) entfernt.

Und dennoch ist das Vorhandensein von „nichts“ die Große Chance nicht nur für die Orgel. Mit dem Wiedereinbau einer dem Raum angemessenen Orgel ergeben sich neue Nutzungsmöglichkeiten für eine der größten Hallenkirchen unseres Landkreises. Diese Aussicht, die einen Weg für den Erhalt des Gebäudes aufzeigt sowie der Zuspruch von Fachleuten, waren die Gründe unserer Entscheidung für dieses Projekt!

2. Schritt

Im Mai 2010 Fahrt nach Halberstadt in die St. Martini Kirche, um die Röver-Orgel zum ersten Mal zu sehen und zu hören.

3. Schritt

Mai 2010 Gründung der Orgelprojektgruppe.

4. Schritt

Gespräche mit Orgelsachverständigen und Kirchenmusikern.

5. Schritt

2. Halbjahr 2010: Kontaktaufnahme nach Halberstadt, um die Bedingungen der Schenkung zu erfahren. – die ist möglich gegen Übernahme der Ausbau- und Transportkosten in Höhe von ca. 20.000 €!

6. Schritt

Ende 2010 offizieller Antrag an Halberstädter Kirchengemeinde, die Orgel übernehmen zu dürfen.

7. Schritt

Antrag der Kirchengemeinde auf Darlehensfinanzierung der Übernahmekosten an den Kirchenkreis Egeln.

Im Mai 2011 erfolgte die Darlehenszusage, die Kostenübernahme durch die Kirchengemeinde ist damit gesichert. Die Kirchengemeinde tilgt das Darlehen in den kommenden 10 Jahren.

8. Schritt

Ab Mai 2011 Besichtigung der St. Stephani Kirche und der Orgel in Halberstadt durch 4 Orgelbaufirmen. In Folge dessen Erstellung von Kostenvoranschlägen.

9. Schritt

April 2011 Antrag auf Erteilung der Kirchenaufsichtlichen Genehmigung für die Übertragung. (Erteilung der Genehmigung am 17.2.2012)

10. Schritt

Februar 2012 Kontaktaufnahme zum Calbenser Stadtrat mit der Bitte um finanzielle Unterstützung bei der Dachsanierung des Mittelschiffs, da diese Maßnahme eine Grundvoraussetzung für den Gebäudeerhalt und somit auch für den Orgeleinbau und weitere kulturelle Nutzungen der St. Stephani Kirche ist.

Der Stadtrat beschließt im Mai 2012 den Erhalt der Stadtkirche finanziell zu unterstützen! Die Kommunalaufsicht des Salzlandkreises belegt den Stadtratsbeschluss mit einer Beanstandungsverfügung.

11. Schritt

19.6.2012 Erteilung der Denkmalrechtlichen Genehmigung zum Ausbau und der Umsetzung der Orgel von Halberstadt nach Calbe.

12. Schritt

20.6.2012 Vorort-Termin des Orgelsachverständigen des Landesamtes für Denkmalpflege Halle Dr. Brülls.

13. Schritt

1.7.2012 Feierliche Übergabe der Orgel (symbolisch) an unsere Kirchengemeinde.

Der Ausbau beginnt.

Die Orgel zieht um


14. Schritt

9.7.2012 Beginn des Ausbaus der Orgel in Halberstadt durch die Orgelbaufirma Albert Baumhoer und seinem Kollegen Bernd Simon.

Tag 1 (09.07.2012):

Arbeitsbeginn: 10 Uhr

Als aller erstes wurden die Werkzeuge und die Einlagerungsmaterialien aus den Autos der Orgelbauer ausgeladen. Vor Beginn des Abbaus verschafften sich die Arbeiter einen Überblick um einige Fragen, wie:

Wo fangen wir an?
Ist genug Licht da?
Wie bekommen wir Strom dahin wo er gebraucht wird?
Wer macht welche Aufgaben?

zu klären, als alles klar war, konnte es losgehen. Da nicht genug Licht vorhanden war, wurden vier Strahler und drei einzelne Lampen positioniert. Um die Lampen, Maschinen und die Staubsauger, die zum Abbau benötigt wurden, mit Strom zu versorgen wurden zwei Kabeltrommeln (á 50m), zwei Verteilersteckdosenleisten und eine 20m lange Verlängerungsschnur verlegt. Bevor das Orgelinnere betreten werden konnte, wurde zuerst grob der Staub mit Staubsaugern entfernt, damit er nicht aufgewirbelt und verteilt wird, auch beim Abbau wurde dann immer wieder jedes ausgebaute Teil und alles Drumherum gleich abgesaugt.

Dann begann der Ausbau der ersten Pfeifen und Pfeifenstöcke, die dann auf Pfeifenbretter zwischengelagert oder gleich in Holzkisten verpackt wurden.

Um die großen Pfeifen leichter von der Empore zu bekommen, wurde ein Rollgerüst aufgebaut. Der Abbau der großen Windladen (7 Stück je 300kg) gestaltete sich etwas schwierig. Da der Ausbau der drei oberen Windladen eine ungewollte Gewichtsverlagerung hervorrufen könnte, werden diese noch nicht ausgebaut, sondern es wird auf die Meinung eines Statikers gewartet.

Feierabend 21 Uhr

Tag 2 (10.07.2012):

Arbeitsbeginn: 8 Uhr

Der Tag begann mit dem Öffnen und Reinigen des Schwellwerkes, sowie den drei oberen Windladen (enthält 2. und 3. Manual sowie das Positiv). Danach begann der Ausbau der Bleileitungen, die dann begradigt und nach Zuordnung verschnürt wurden.

Feierabend: 21 Uhr

Tag 3 (11.07.2012):

Arbeitsbeginn: 8 Uhr

Zu Beginn des Tages wurden die Holzpfeifen des 3. Manuals und einige bereits verpackte Pfeifen in den Transporter geladen und an ihren neuen Bestimmungsort, St. Stephani Kirche in Calbe/Saale, gebracht. Wieder zurück in der Martinikirche zu Halberstadt, wurden die restlichen Bleileitungen ausgebaut und verpackt. Danach wurden Teile des Windkanals, die Registerkanzelle der Hauptwerksmixtur und ein Teil Pfeifen des Posaunenregisters ausgebaut.

Zur Dokumentation der kompletten Orgel, wie sie bisher in der Martinikirche stand, wurde der Innenraum der Orgel vermessen. Um Platz auf der Empore für den weiteren Abbau der Orgel zu schaffen, wurden die großen Orgelpfeifen von der Empore geschafft und im Kirchenschiff sortiert und danach zwischengelagert.

Danach folgte der Abbau des Schwellwerkes.

Feierabend: 21 Uhr

Tag 4 (12.07.2012):

Arbeitsbeginn: 8 Uhr

Der Ausbau des gesamten Posaunenregisters ist beendet und der Offenbass/Principal Bass wurde ausgebaut, jetzt befinden sich keine Pfeifen mehr in der Orgel. Danach folgte der Abbau der Pfeifenstöcke an den drei oberen Windladen.

Um die Windladen vor Dreck zu schützen und sie wieder begehbar zu machen, wurden diese mit OSB-Platten verkleidet. Der Abbau des Blasewerkes wurde vorbereitet, dafür wurde das Blasewerk gereinigt und geöffnet, danach wurden die Scharniere und die Gewichte abgebaut. Die Zangenblöcke der Posaunenpfeifen wurden gereinigt und entfernt.

Feierabend: 18 Uhr

Tag 5 (16.07.2012:

Arbeitsbeginn: 10 Uhr

Da der Ausbau der Pfeifen beendet ist, wurden jetzt die Windladen zum Abbau vorbereitet und auch die ersten Windladen, mit Hilfe eines kleinen Baukrans, abgebaut. Um am nächsten Tag weitere Orgelteile nach Calbe/Saale in die Stephani Kirche zu bringen, wurde der Transporter beladen.

Feierabend: 21 Uhr

Tag 6 (17.07.2012):

Arbeitsbeginn: 8 Uhr

Der Transporter brachte als erstes die eingeladenen Orgelteile nach Calbe/Saale. Wieder zurück in Halberstadt wurden dann die restlichen unteren Windladen ausgebaut und im Kirchenschiff zwischen gelagert. Danach wurde der Transporter wieder beladen um ein zweites Mal nach Calbe/Saale zu fahren. Nach dem Ausladen in der Stephani Kirche ging es wieder zurück nach Halberstadt um dort zu gucken was für Materialien gebraucht werden um das Orgelprospekt (welches in Halberstadt verbleibt) zu sichern.

Feierabend: 21 Uhr

Tag 7 (18.07.2012):

Arbeitsbeginn: 8 Uhr

Der Abbau ist vorerst beendet. Es wird nochmals der Transporter mit Orgelteilen, aber auch mit den Werkzeugen und Materialien die zum Abbau gebraucht wurden, beladen.

Feierabend: 16 Uhr

15. Schritt

Tag 8 (28.07.2012):

Arbeitsbeginn: 8 Uhr

Im Zeichen dieses Tages steht der Transport von den restlichen, bis jetzt abgebauten Orgelteilen. Somit sind nur noch die 3 oberen Windladen und die Orgelbank in der Martinikirche. Um den großen Transportaufwand zu bewältigen stellte uns die Firma "Lorenz Lackierungen Schönebeck" einen 7,5 t LKW mit Fahrer zur Verfügung. Das THW aus Calbe baute aus gesponserten Paletten der Firma "Graphisches Centrum Cuno" und preisgünstigem Holz vom "Profi-Baumarkte-Calbe", um die eingelagerten Orgelteile eine Umzäunung, um nicht gewollten Zutritt zu verhindern.

Feierabend: 17 Uhr

Tag 9 (13.08.2012):

Arbeitsbeginn: 10 Uhr

In Halberstadt musste das Orgelprospekt dauerhaft gesichert werden, damit es nach dem Ausbau der 3 oberen Windladen nicht umkippt. Im Inneren des Orgelgehäuses wurde ein Gerüst aufgebaut um die Sicherungsmaßnahmen besser durchfüühren zu können und die Windladen zum nachfolgenden Abbau zu erreichen.

Feierabend: 21 Uhr

Tag 10 (14.08.2012):

Arbeitsbeginn: 8 Uhr

Abbau der 3 Windladen und jede Windlade wurde nach ihrem Abbau so gleich in den Transporter geladen. Nach einladen der letzten Windlade wurden alle 3 nach Calbe gefahren. Nach der Rückkehr in Halberstadt wurde der Transporter mit den restlichen Teilen beladen und es ging zum letzten Mal nach Calbe. Zur besseren Lagerung wurden in Calbe die Windladen wieder mit den Pfeifenstöcken und Pfeifen bestückt.

Feierabend: 21 Uhr

Die nächsten Schritte

16. Schritt

19.9.2012 Gesprächstermin im Ministerium des Inneren. Eine Gruppe bestehend aus Vertretern des Stadtrates, der Stadt Calbe und der Kirchengemeinde nehmen mit Freude das Ergebnis der Prüfung der eingereichten Unterlagen zur Kenntnis. Danach ist es der Stadt Calbe möglich, sich finanziell am Erhalt der St. Stephani Kirche zu beteiligen!

17. Schritt

1.10.2012 Die Kommunalaufsicht des Salzlandkreises genehmigt den Einsatz von 75.000 € für den Erhalt der St. Stephani Kirche, da auf diesem Weg lediglich weniger als 1% des Verkaufserlöses des Krankenhauses für ein nicht im Eigentum der Stadt Calbe befindliches Wahrzeichen von Calbe zur Verwendung kommen!